Der MIT Ausblick 2020 2.0 räumt im Livestream mit falschen Nachrichten auf.  Carsten Linnemann MdB fordert Zusammenhalt und kündigt ein zweites Rettungsprogramm an.

Eigentlich hatte die Mittelstands- und Wirtschaftsunion im Kreis Paderborn (MIT) zu ihrem traditionellen  Ausblick auf das aktuelle Jahr bereits Mitte Januar eingeladen. Doch auch hier stellt  die Corona-Krise alles auf den Kopf. Aus dem Porsche-Zentrum Paderborn gab es nun den „Ausblick 2020 2.0“. Erstmalig in ihrer Geschichte nutzte die MIT im Kreis Paderborn dafür einen Livestream, den die AFV Medienproduktion aus Bad Lippspringe produzierte. Hauptreferent der Übertragung war der heimische Bundestagsabegordnete und MIT-Bundesvorsitzende Dr. Carsten Linnemann. Den Fragen der Zuschauer stellte sich zusätzlich  eine namhaft besetzte Expertenrunde. 

„Die Corona-Krise trifft uns alle ins Mark. Die Folgen werden noch die nachfolgenden Generationen beschäftigen. Umso wichtig ist, dass wir Verständnis füreinander aufbringen. Die aktuellen Spaltungstendenzen innerhalb der Gesellschaft bereiten mir Sorgen und die Diskussionen um eine Vermögenssteuer sind hier genau der falsche Weg. Die Steuer würde gerade den Mittelstand an seiner Substanz angreifen“, so Dr. Carsten Linnemann. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sprach in seinem Impulsvortrag über die „Wirtschaft in Zeiten von Corona – Brände löschen, Perspektiven geben, Exit vorbereiten“. In Aussicht stellte er dabei ein zweites Rettungsprogramm, welches ganz konkret Firmen helfen soll, die durch die Corona-Pandemie weniger Umsatz haben: „Das ist ein Programm für den Mittelstand, für die Gastronomie, die Reisebranche und viele weitere. Da wird etwas kommen.“ Gleichzeitig forderte Linnemann, nicht an der sozialen Marktwirtschaft zu rütteln: „Der Staat sollte sich nicht lange in private Unternehmen einschalten. Nur durch die soziale Marktwirtschaft sind wir aktuell in der Lage, die Krise finanziell zu meistern, auch wenn das natürlich nicht endlich geht. Aber momentan können wir das noch.“ Zum Abschluss seines Impulsvortrags räumte der heimische Bundestagsabgeordnete noch mit der in den sozialen Medien verbreiteten Nachricht auf, dass die Politik eine generelle Impfpflicht wolle: „Ich kenne keinen Politiker, der das möchte. Das ist einfach eine falsche Information. Wir müssen als Gesellschaft zusammenhalten, denn aktuell löschen wir noch, aber irgendwann wird es starke Signale der Gesellschaft dazu brauchen, wie mit den Folgen der Krise umzugehen ist.“

Bei der anschließenden Expertenrunden, an der neben Carsten Linnemann noch Jürgen Behlke als Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer sowie Hubert Böddeker aus dem Vorstand der Sparkasse Paderborn-Detmold, Karl-Heinz Rawert aus dem Vorstand der VerbundVolksbankOWL eG sowie Peter Gödde als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe und der Vorsitzende der Werbegemeinschaft Paderborn, Uwe Seibel, teilnahmen, konnten die Zuschauer des Livestreams Fragen zum Thema stellen. Hubert Böddeker und Karl-Rawert Heinz stellten in dieser Runde klar, dass es eine falsche Information sei, dass Banken nur schleppend Kredite an die Unternehmen vergeben würden. „Wir stehen in einem engen Kontakt zu unseren Kunden. Wir wollen das Kreditgeschäft und stehen nicht auf der Bremse. Andererseits, und das ist wenig bekannt, müssen wir trotzdem weiter prüfen, ob eine Kreditvorgabe möglich ist, denn es gibt auch Unternehmen, die schon vor Corona Probleme hatten. Die Vorgaben an uns haben sich nicht verändert“, betonte Böddeker und Rawert ergänzte, dass das eigentliche Problem erst noch komme: „Viele Unternehmen sind jetzt noch gut aufgestellt. Aber, was machen wir bei der Kreditvergabe 2021? Das Geschäftsjahr 2020 kann man kaum als Grundlage heranziehen. Dafür brauchen wir Lösungen.“

Auch Peter Gödde sieht für das Handwerk die eigentlichen Probleme eher in der Zukunft angesiedelt: „Aktuell sind die Aufträge noch da. Speziell die Kommunen dürfen jetzt, bei allen Finanzproblemen, aber nicht aufhören, zu investieren. Dazu müssen mit den Unternehmen Unterstützungen in Sachen Ausbildung besprochen und bürokratische Hürden abgebaut werden, die nicht hilfreich ist. Wir dürfen einfach zum Ende des Jahres keinen Einbruch erleben.“ Uwe Seibel legte den Blick auf den Einzelhandel und kündigte ein Papier mit Wünschen an, welches in Kürze an die heimische Politik herangetragen werde: „Alle Parteien haben die Probleme des Einzelhandels und der Gastronomen erkannt. Das macht Hoffnung, denn wir sind bereit alle Regeln einzuhalten und umzusetzen. Natürlich brauchen wir auch neue Ansätze und müssen uns in Sachen Digitalisierung verbessern. Möglich sind auch gemeinsame Veranstaltungen mit den Schaustellern. Den Weihnachtsmarkt 2020 habe ich daher noch nicht abgeschrieben. Wir müssen innovativ denken, denn die Menschen brauchen auch mal wieder positive Nachrichten.“ Weitere Innovationen hält Jürgen Behlke generell im Bereich der Digitalisierung für nötig: „Der Breitbandausbau ist immer noch zu langsam. Homeoffice und Videokonferenzen sind ohne das schnelle Internet aber kaum machbar. Hier hängen wir hinterher, was es Unternehmen zusätzlich schwer macht, sich neu auszurichten.“

Der Vorsitzende des MIT-Kreisverbands Paderborn, Ulrich Lange, ermunterte in seinem Schlusswort trotz der schweren Situation weiterhin mutig nach vorne zu schauen: „Der Mittelstand hat in der Vergangenheit durch Unternehmergeist, Kreativität und Risikobereitschaft gezeigt, dass er mit Krisen umgehen und diese überstehen kann. Das Jahr 2020 wird historisch und ein Jahr, in dem viele Weichen neu gestellt werden. Wir als MIT werden uns weiterhin dafür stark machen, dass diese Weichen richtig gestellt werden.“   

[Fotos der Veranstaltung]